Vinzenz Muchitsch

Vinzenz Muchitsch: *25. Februar 1873 in St. Leonhard (heute Graz); gest. 18. September 1942 in Graz

Amtszeit Reichsrat: 17. Juni 1907 bis 12. November 1918

Amtszeit Nationalrat: 21. Oktober 1918 bis 2. Juli 1920

Muchitsch schloss eine Bäckerlehre ab und übte diesen Beruf anschließend aus. In seiner Jugend sympathisierte er mer der radikalen anarchistischen Ideen. Seine gewerkschaftliche Tätigkeit brachte ihm schließlich jedoch dem sozialdemokratischen Mainstream näher. Bereits 1900 fungierte Muchitsch als Delegierter am gesamtösterreichischen Parteitag der Sozialdemokratie. 1904 zog er erstmals in den Grazer Gemeinderat ein. Damit war der Grundstein einer langen und erfolgreichen kommunalpolitischen Karriere gelegt. Beruflich war Muchitsch in der Arbeiter-, Kranken- und Unterstützungskasse tätig. Dort stieg er im Laufe der Jahre bis zum Obmann auf. 1907 wurde Muchitsch im obersteirischen Wahlkreis VI in den Reichsrat gewählt. Diesem gehörte er bis zur Parlamentsauflösung nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges an.

Ab 1918 war Muchitsch sowohl Mitglied der provisorischen steirischen Landesversammlung als auch der provisorischen Nationalversammlung. Am 13. Juni 1919 erfolgte seine Wahl zum Grazer Bürgermeister. Muchitsch war damit der erste Sozialdemokrat, der dieses Amt in der steirischen Landeshauptstadt innehatte. Bis 1920 fungierte er gleichzeitig als Landtagsabgeordneter, Mitglied des Nationalrates und Grazer Bürgermeister. Aus dem österreichischen Parlament schied Muchitsch schließlich am 2. Juli 1920 aus. In seiner Zeit als Grazer Bürgermeister wurden zahlreiche bahnbrechende soziale Maßnahmen gesetzt. Vorbild dafür war das Rote Wien. So kam es zum Bau von Gemeindewohnanlagen, Schulen und Freizeiteinrichtungen sowie eines Kanalisationssystems. Muchitsch erlangte eine weit über Parteigrenzen hinwegreichende Beliebtheit und wurde zweimal als Bürgermeister bestätigt. Im Februar 1934 wurde er aus allen Ämtern entfernt und inhaftiert.

Vinzenz Muchitsch (Quelle: Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)