Ludwig Tuller

Ludwig Tuller: *25. August 1867 in Trofaiach; gest. 1. Dezember 1942 in St. Michael ob Leoben

Amtszeit Reichsrat: 17. Juni 1907 bis 30. März 1911

Amtszeit Bundesrat: 21. Mai 1927 bis 17. Februar 1934

Unmittelbar nach Absolvierung der Pflichtschule stieg Tuller ins Arbeitsleben ein. Er engagierte sich außerdem bereits früh in der sozialdemokratischen Bewegung. Tuller wurde in der Folge schnell zu einem der wichtigsten steirischen Gewerkschaftsführer. Seine Tätigkeit im Sinne der Arbeiterschaft führte schließlich zur Ernennung zum Sekretär des Österreichischen Metallarbeiterverbandes in Graz. Tuller war in den letzten Jahrzehnten der Monarchie wie viele andere Sozialdemokraten den Repressionen des Staates ausgesetzt. Die Forderung nach freiem, allgemeinem und gleichem Wahlrecht sowie der Einsatz für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen hatten in der damaligen Zeit für die Obrigkeit revolutionären Charakter. Dementsprechend hart ging die Staatsmacht gegen sozialdemokratische Aktivisten vor. Obwohl die Repression zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachließ, hörte sie nie ganz auf. Insbesondere bei Streiks, von denen Tuller zahlreiche organisierte, schlug die Staatsmacht erbarmungslos zu. Als hochrangiger Gewerkschafter geriet Tuller daher auch für die damalige Zeit sehr oft ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft. Letztlich wurde er insgesamt 23 Mal wegen sogenannter politischer Delikte verurteilt. Seine Beliebtheit innerhalb der Arbeiterschaft stieg dadurch jedoch weiter.

Tuller wurde 1907 im obersteirischen WahlkreisVII in den Reichsrat gewählt. Er setzte sich dabei mit 61 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang gegen seinen christlich-sozialen Kontrahenten durch. 1911 verzichtete Tuller auf eine weitere Kandidatur. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges gehörte er dem steirischen Wohlfahrtsausschuss an, der den Übergang von der Monarchie zur Demokratie koordinierte. Im Jahr 1919 erfolgte seine Wahl in die Provisorische Nationalversammlung. Tuller gehörte dem Parlament in der Folge bis zum 18. Mai 1927 an. Danach wechselte er in den Bundesrat. Tuller war bis zur Ausschaltung der Demokratie durch die Austrofaschisten im Februar 1934 Mitglied der Länderkammer. In der Folge zog er sich ins Privatleben zurück und starb schließlich am 1. Dezember 1942 in St. Michael.

Ludwig Tuller (Quelle: Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)