Ludwig Oberzaucher

Ludwig Oberzaucher: *24. August 1881 in Graz; gest. 28. Oktober 1957

Landesregierungen: Kann, Rintelen I, Rintelen II, Rintelen III, Prisching, Gürtler, Paul, Rintelen IV, Rintelen V, Dienstleder, Pirchegger, Krainer sen. I, Krainer Sen. II
Amtszeit Landesregierung: 26. November 1920 bis 12. Februar 1934 und 29. März 1946 bis 15. Februar 1950

Oberzaucher absolvierte eine Lehre zum Schriftsetzer und übte diesen Beruf anschließend unter anderem auch in Deutschland sowie in der Schweiz aus. Von 1905 bis 1914 fungierte er als Hauptvertrauensmann der Deutschen Vereinsdruckerei in Graz. Sein Engagement für die Sozialdemokratie wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen. Er diente als Unteroffizier in der k.u.k.-Armee und kehrte im Oktober 1918 nach Graz zurück. Dort übernahm Oberzaucher in einer chaotischen Zeit am 2. November 1918 die Führung des Soldatenrates. In dieser Funktion hatte er entscheidenden Anteil am vergleichsweise friedlichen Machttransfer an den steirischen Wohlfahrtsausschuss. Am 12. November 1918 verkündete Oberzaucher vom Balkon des Grazer Schauspielhauses die Proklamation der Republik Österreich. Seine Funktion als Soldatenrat legte er im Juni 1919 zurück. Am 26. November 1920 wurde Oberzaucher in die Landesregierung gewählt. Dort war er für die Bereiche Gemeinden, Fürsorge und Schulangelegenheiten zuständig. Gleichzeitig fungierte Oberzaucher als Direktor der Alpenländischen Volkskreditbank. Diese ging später in der BAWAG auf.

Als im Oktober 1923 der Schutzbund gegründet wurde, fungierte der erfahrene Unteroffizier Oberzaucher als dessen militärischer Leiter in der Steiermark. Nach dem Tod von Hans Resel übernahm er auch die Obmannschaft des sozialdemokratischen Wehrverbandes. Im Zuge der Ausschaltung der Demokratie durch die Austrofaschisten wurde der Schutzbund im April 1933 aufgelöst. Die Organisation bestand jedoch im Untergrund weiter. Nach dem Februaraufstand, der auch zur endgültigen Zerschlagung des Schutzbundes führte, verlor Oberzaucher 1934 alle politischen Ämter und wurde für zehn Monate inhaftiert. Während der NS-Zeit erfolgte 1944 eine weitere Internierung. Unmittelbar nach Kriegsende fungierte er als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der Steiermärkischen Sparkasse. Seine politische Karriere setzte Oberzaucher nur wenig später fort. Er wurde am 29. März 1946 in die steirische Landesregierung gewählt. Dort war Oberzaucher bis zum 15. Februar 1950 für die Bereiche Gemeinden und Fürsorge zuständig. Anschließend beendete er seine politische Laufbahn.

Ludwig Oberzaucher (Quelle: Website des steirischen Landtags)