Hans Muchitsch

Hans Muchitsch: *24. Dezember 1881 in Marburg; gest. 19. Mai 1958 in Graz

Amtszeit Nationalrat: 4. April 1919 bis 17. Februar 1934

Nach Abschluss einer Lehre zum Bäcker übte Muchitsch diesen Beruf in Graz aus. Er engagiertes ich früh in der Sozialdemokratie und wurde 1901 zum Obmann des Grazer „Vereins Jugendlicher Arbeiter“ gewählt. Von 1905 bis 1917 fungierte Muchitsch als Sekretär der steirischen Landesgewerkschaftskommission. 1912 erfolgte seine erstmalige Wahl in den Grazer Gemeinderat. Im Zuge der ersten Wahl nach Errichtung der Republik errang Muchitsch ein Nationalratsmandat. Dieser provisorische Nationalrat beschloss in der Folge zahlreiche bahnbrechende Sozialgesetze. Dazu zählten, um nur einige zu nennen, die Einführung des 8-Stunden-Tages, die Etablierung einer Arbeitslosenversicherung und der Erlass eines Mieterschutzgesetzes.

Um die sozialen Errungenschaften abzusichern, wurde die Schaffung von Arbeiterkammern beschlossen. Die ersten Kammerwahlen fanden in der Steiermark im März 1921 statt. Unter der Führung von Hans Muchitsch errang die sozialdemokratische Freie Gewerkschaft 58 von 64 Mandaten. Am 7. Mai 1921 fand schließlich die Konstituierung der Arbeiterkammer statt. Hans Muchitsch wurde dabei zum Präsidenten gewählt. Sein Mandat als Nationalrat behielt er. Die 1933 einsetzende schleichende Aushöhlung der Demokratie betraf auch die Arbeiterkammer. Per Verordnung wurden Ende des Jahres der sozialdemokratischen Fraktion Mandate entzogen. Ohne Legitimation durch eine Wahl kam es zu einer Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse in Richtung der Christlich-Sozialen. Muchitschs Amtszeit endete schließlich auf Basis der angesprochenen Verordnung mit Ende des Jahres 1933. Nach der endgültigen Ausschaltung der Demokratie im Februar 1934 verlor er auch seine Nationalratsmandat. Außerdem wurde Muchitsch verhaftet und im Anhaltelager Wöllersdorf interniert. Während der Ständestaatszeit geriet er in Konflikt mit der sozialdemokratischen Parteileitung. Nach 1945 hatte Muchitsch keine politischen Funktionen mehr inne.

Hans Muchitsch (Quelle: Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)