Gustav Scherbaum

Gustav Scherbaum: *26. Juli 1906 in Wien; gest. 10. Mai 1991

Amtszeit Bürgermeister: 9. Februar 1960 bis 24. April 1973

Scherbaum wuchs in Wien auf und kam erst 1930 durch Vermittlung des Arbeitsamtes als Färbereitechniker nach Graz. Dort schloss er 1940 ein Chemiestudium an der Technischen Hochschule ab. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fungierte Scherbaum als stellvertretender Leiter des Grazer Gaswerks. Er engagierte sich für die Sozialdemokratie und wurde 1953 erstmals in die Stadtregierung gewählt. Dort war Scherbaum für die Bereiche Liegenschaftsverwaltung und Wirtschaftshof zuständig. 1956 erfolgte seine Wahl zum stellvertretenden Bürgermeister. Nach dem Rücktritt von Eduard Speck übernahm Scherbaum am 31. Jänner 1960 schließlich das Bürgermeisteramt. In seiner Amtszeit wurde der Grundstein für das Erstarken des Grazer Tourismussektors gelegt. Außerdem kam es zur Verabschiedung eines neuen Stadtstatuts welches der Landeshauptstadt mehr Autonomie zusicherte.

Scherbaum erarbeitete sich in seinen ersten Jahren als Bürgermeister ein hohes Ausmaß an persönlicher Popularität. Unter seiner Führung konnte die SPÖ ihre Vormachtstellung in Graz weiter ausbauen. Dabei half Scherbaum auch die Expertise des Instituts für empirische Sozialforschung, das die politische Landschaft der steirischen Landeshauptstadt genau analysierte. Mit hohen Beliebtheitswerten, einem modernen Wahlkampf und einer starken Parteiorganisation im Rücken erreichte die SPÖ bei der Grazer Gemeinderatswahl 1968 ihr historisch bestes Ergebnis. 52,2 Prozent der WählerInnen sprachen Scherbaum das Vertrauen aus. Die Stimmung drehte sich in den nächsten Jahren jedoch schnell. Scherbaums Unterstützung für die Führung der neuen Autobahn A 9 durch Eggenberg stieß auf heftigen Widerstand. Eine Bürgerinitiative sammelte 37.000 Unterschriften gegen die sogenannte Eggenberger Trasse. Scherbaums Reaktion auf den Unmut verschlimmerte die Situation weiter. Er ordnete eine Überprüfung der Unterschriften an, was als Schikane empfunden wurde. Vor dem Hintergrund dieser Situation stellte sich die ÖVP im Vorfeld der Gemeinderatswahl 1973 auf die Seite der Trassengegner. Der sozialdemokratische Versuch das Thema aus dem Wahlkampf auszuklammern scheiterte und Scherbaum verlor die absolute Mehrheit. ÖVP und FPÖ wählten am 24. April 1973 den Freiheitlichen Alexander Götz zum Bürgermeister. Scherbaum zog sich anschließend aus der aktiven Politik zurück.

Gustav Scherbaum (Quelle: Sammlung Mang)