1960: Die Ära Machold geht zu Ende

„Alle Freuden und alle Leiden der Partei habe ich miterlebt, miterkämpft und mitgemacht“. Dieser Satz aus der Rede anlässlich seiner Wahl zum Ehrenvorsitzenden der steirischen SPÖ im Jahr 1960 fasst das Wirken Reinhard Macholds prägnant zusammen. Seit 1925 stand er an der Spitze der Partei. Unter seiner Führung wurde die Sozialdemokratie zweimal stärkste Kraft in der Steiermark. Sie überstand auch zwei Diktaturen und die damit verbundene brutale Unterdrückung. Machold selbst diente vom Straßenvertrauensmann aufwärts in nahezu allen denkbaren Partei- und Gewerkschaftsfunktionen. Er war das Bindeglied zwischen den Urvätern der steirischen Sozialdemokratie wie Hans Resel und der neuen Generation um Alfred Schachner. Sein Rücktritt im Jahr 1960 war daher eine überaus bedeutende Zäsur für die SPÖ. Er fiel in eine Zeit der generellen Neuausrichtung der Parteispitze. Im selben Jahr trat auch der langjährige Grazer Bürgermeister Eduard Speck zurück. Auch auf Bundesebene ging die Ära jener Genossen die schon in der Ersten Republik Führungspositionen innehatten langsam zu Ende. Bis zur Mitte des Jahrzehnts war die personelle Erneuerung an der Parteispitze schließlich abgeschlossen. Die jüngere Generation, welche sich in der Steiermark selbst als „Neuere Generation“ definierte sollte die SPÖ in den nächsten Jahrzehnten prägen. Sie wurde oftmals erst in der Zweiten Republik politisch sozialisiert und war in vielen Bereichen weniger dogmatisch und ideologisch. Ihre Vertreter schafften es jedoch in der Folge eine breitere Wählerschaft anzusprechen und für die sozialdemokratischen Ideale zu begeistern.

Alfred Schachner übernimmt den Vorsitz der steirischen SPÖ von Reinhard Machold.
Alfred Schachner übernimmt den Vorsitz der steirischen SPÖ von Reinhard Machold.