1930: Die Sozialdemokratie wird zur stärksten politischen Partei in der Steiermark

Als am 9. November 1930 Landtagswahlen anstanden, hatte die Weltwirtschaftskrise Österreich bereits ein Jahr fest im Griff. Die einsetzende Massenverarmung führte zu einer Radikalisierung der ohnehin bereits gespannten politischen Lage. Wie so oft profitierten radikale Kräfte davon. Für die Sozialdemokratie war die Ausgangslage im Vorfeld der Wahl schwierig. Hohe Arbeitslosigkeit sorgte, dass auch das politische Engagement der meisten Menschen zurückging. Gleichzeitig übten regierungstreue Gewerkschaft in Verbund mit der mächtigen Alpine-Montan AG in der Obersteiermark Druck auf die organisierte Arbeiterschaft aus. Aus Angst um ihren Arbeiterplatz oder ihre Werkswohnungen wandten sich viel traditionell sozialdemokratisch gesinnte Personen von der Partei ab. Die Lage der Christlich-Sozialen Partei war nicht viel besser. Sie bekam im rechten Lager Konkurrenz vom Heimatblock, dem politischen Arm des immer radikaleren Heimatschutzes und der NSDAP. Letztlich verlor die Sozialdemokratie am Wahltag zwar viele Stimmen, war aufgrund der Spaltung des rechten Lagers jedoch mit 34,83 Prozent erstmals stärkste Partei. Insgesamt hatten die rechten Parteien jedoch die deutliche Überhand im Landtag. Zunächst hoffte die Sozialdemokratie noch auf die Unterstützung des Landbundes mit dessen Hilfe die Wahl eines roten Landeshauptmannes knapp möglich gewesen wäre. Letztlich wählten die rechten Parteien jedoch geschlossen den Christlich-Sozialen Anton Rintelen zum Landeshauptmann. Dieser wandte sich im Laufe der nächsten Jahre immer stärker vom demokratischen System ab.

Titelseite des „Arbeiterwille“ am Wahltag.
Titelseite des „Arbeiterwille“ am Wahltag.