1923: Gründung des Schutzbundes

Anders als heute hatte der Staat in der Ersten Republik nicht das alleinige Gewaltmonopol inne. Unmittelbar nach Ende des Ersten Weltkrieges bildeten sich allerorts paramilitärische Verbände, welche die öffentliche Ordnung aufrechterhielten. Diese wurden auch zur Sicherung der noch umstrittenen Grenzen der jungen Republik eingesetzt. Nach Stabilisierung der Lage in den frühen 1920er-Jahren kam es jedoch nicht zur Auflösung der konservativ bis faschistisch geprägten Milizen. Als Reaktion beschloss die Sozialdemokratische Partei 1923 einen eigenen Wehrverband zu gründen. Dieser sollte die Demokratie verteidigen und nannte sich „Republikanischer Schutzbund“. Seine Mitglieder rekrutierte er vorwiegend unter der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Die Angelobung des Schutzbundes in der Steiermark erfolgte am 16. Oktober 1923. Obmann war Hans Resel, während die militärische Leitung Ludwig Oberzaucher innehatte. Nach Resels Tod übernahm Oberzaucher auch den Vorsitz des Schutzbundes. Die wirtschaftliche Stabilisierung, welche Mitte der 1920er-Jahre einsetzte führte zunächst zu einer Beruhigung der politischen Situation. Auseinandersetzungen zwischen den paramilitärischen Formationen blieben daher die Ausnahme. Diese Ruhephase endete jedoch nach dem Justizpalastbrand im Jahr 1927.

Veranstaltung des Schutzbundes auf der Hohen Rannach im Mai 1933
Veranstaltung des Schutzbundes auf der Hohen Rannach im Mai 1933