November 1918: Ausrufung der Republik

In den ersten Novembertagen des Jahres 1918 ging nach der zivilen auch die militärische Macht in der Steiermark vom k.u.k.-Staat auf die demokratischen Kräfte über. Die Tatsache, dass Kaiser Karl nominell noch regierte, änderte daran nichts. Sein Militärkommandant in der Steiermark, Feldmarschallleutnant Lukas, hatte bereits weitestgehend die Kontrolle über alle verbliebenen Einheiten verloren. Von den Fronten zurückkehrende Truppen bildeten allerorts Soldatenräte. Deren politische Ausrichtung war meist sozialdemokratisch. Es gab jedoch auch vereinzelt Versuche eine Revolution nach sowjetischem Vorbild durchzuführen. Vor allem in den obersteirischen Industrieorten war die kommunistische Bewegung innerhalb der Soldatenräte sehr stark. Sie konnte dabei auf die Unterstützung von Teilen der Arbeiterschaft zählen. Letztlich setzte sich jedoch der von den Sozialdemokraten angestrebte weitestgehend gewaltlose Weg durch. Als Vorsitzender des Grazer Soldatenrates fungierte seit 2. November der sozialdemokratische Unteroffizier Ludwig Oberzaucher. Bereits einen Tag später wurde auf dem Franzensplatz (heute Freiheitsplatz) von Josef Pongratz und Michael Schacherl die Republik ausgerufen. Am 4. November kam es zur Verhaftung des steirischen k.u.k.-Militärkommandanten durch Einheiten des Wohlfahrtsausschusses. Es dauerte anschließend noch eine weitere Woche bis auch Kaiser Karl abdankte. Am 12. November wurde von Ludwig Oberzaucher schließlich vom Balkon des Grazer Schauspielhauses offiziell die Proklamation der Republik verkündet. Damit gingen fast 700 Jahr Habsburgerherrschaft in der Steiermark zu Ende. An ihre Stelle trat die Republik Österreich. Erstmals in der Geschichte des Landes ging die Macht nun ausschließlich vom Volke aus. Dieser erste Sonnenaufgang der Demokratie war ein Meilenstein in der Geschichte der Steiermark. Es begann nun eine Zeit voller Neuerungen und Herausforderungen. Die Sozialdemokratie gestaltete diese Ära führend mit.