1907: Das allgemeine Wahlrecht für Männer

Anfang des Jahres 1907 trat das allgemeine, gleiche, freie und geheime Wahlrecht für Männer in Kraft. Fast 40 Jahre lang hatte die Sozialdemokratie dafür gekämpft. Die Gesetzesänderung war daher auch ein Triumph für die Partei. Von nun an hatte sie zumindest auf Reichsebene, Landes- und Gemeindewahlrechte waren noch überaus unfair, gleiche Chancen. Ein leichter Nachteil blieb nach wie vor die Direktwahl in den einzelnen Wahlkreisen. Diese wurden meist so eingeteilt, dass sie sozialdemokratische Kandidaten benachteiligten. Dennoch war im Vorfeld der Wahl ein Mandatszuwachs so gut wie sicher. In der Steiermark wurde in 30 Wahlkreisen, sieben davon mehrheitlich deutschsprachig gewählt. Fünf Sozialdemokraten setzten sich bereits im ersten Wahlgang durch. Dabei handelte es sich um Josef Pongratz (Graz), Hans Resel (Graz und Marburg), Alois Ausobsky (Bruck an der Mur) und Vinzenz Muchitsch (Obersteiermark 1). Da Hans Resel natürlich nur einmal in den Reichsrat einziehen konnte, entschied er sich für das unsicherere Marburger Mandat. Die Grazer Nachwahl konnte der Wiener Karl Höger ohne Probleme für sich entscheiden. Von den beiden Stichwahlen in denen Sozialdemokraten vertreten waren, gewann Ludwig Tuller jene in Murau deutlich. Somit entsandte die steirische Sozialdemokratie sechs Mandatare in den Reichsrat. Das unfaire Wahlkreissystem hatte zwar bewirkt, dass die Abgeordnetenzahl geringer war als der prozentuelle Gesamtanteil der Stimmen in der Steiermark. Dennoch waren die Sozialdemokraten ab 1907 ein nicht mehr zu ignorierender Faktor in der österreichischen Politik. Die Steiermark hatte ihren Teil dazu beigetragen.

Wahlrechtsdemonstration
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