1904: Erstmaliger Einzug in den steirischen Landtag

Sieben Jahre nach der Reform auf Reichsebene konnten die Sozialdemokraten auch im Land Steiermark eine Wahlrechtsverbesserung erkämpfen. Diese hatte zwar nur geringe Auswirkungen auf die realen Machtverhältnisse, war aber ein Schritt in Richtung stärkerer demokratischer Mitbestimmung. 1904 waren erstmals alle Männer über 24 Jahren unabhängig von ihrem Einkommen wahlberechtigt. Auf sie entfielen jedoch nur acht von insgesamt 71 Landtagssitzen. Diese wurden per Direktwahl vergeben. Die Sozialdemokraten konzentrierten ihre Anstrengungen dabei auf die Wahlkreise im Raum Graz und der Obersteiermark. Hans Resel gelang es in Graz mit deutlicher Mehrheit gewählt zu werden. Das zweite sozialdemokratische Mandat errang Michael Schacherl, der sich im Wahlkreis Leoben in der Stichwahl knapp gegen seinen christlich-sozialen Kontrahenten durchsetzte. Steiermarkweit konnte die Sozialdemokratie 31,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Damit war die Partei nach den Christlich-Sozialen bereits die zweitstärkste Kraft. Obwohl aufgrund der durch das unfaire Wahlsystem zementierten Machtverhältnisse keine realistische Chance auf Mitbestimmung im Landesparlament bestand, war bereits der Einzug in den Landtag ein historischer Meilenstein für die Sozialdemokratie. In den kommenden Jahren nutzten Resel und Schacherl die Möglichkeiten der parlamentarischen Agitation, um für Veränderungen in der Steiermark zu kämpfen. Sie legten damit den Grundstein für die parlamentarische Arbeit aller nachfolgenden sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten.

Michael Schacherl