1868: Gründung des ersten Arbeiterbildungsvereins in Graz

Die Geschichte der steirischen Sozialdemokratie begann am 9. März 1868. An diesem Tag wurde der Arbeiterbildungsverein Graz gegründet. Ihm gehörten sowohl Liberale als auch sozialdemokratisch gesinnte Menschen an. Zwischen beiden Fraktionen kam es sehr schnell zu Konflikten. Dabei spielte vor allem der Gegensatz zwischen den Konzepten Selbsthilfe und Fremdhilfe eine Rolle. Während die liberale Gruppe sich darauf beschränken wollte, durch die Gründung von Produktionsassoziationen die Lage der Arbeiterschaft zu bessern, forderten die sozialdemokratisch gesinnten Mitglieder, dass auch der Staat Verantwortung für die Lebensverhältnisse der großen Masse der Bevölkerung tragen müsse. Sie setzten sich in diesem Zusammenhang zunächst in erster Linie für geregelte Arbeitszeiten und das Allgemeine Wahlrecht ein. Als der Konflikt eskalierte behielten zunächst die Selbsthilfeanhänger das Sagen. Führende Verfechter der Fremdhilfe, unter ihnen der sozialdemokratische Pionier Michael Kappauf, wurden ausgeschlossen. In der Folge gründeten sie am 16. November 1868 einen neuen Arbeiterbildungsverein, welcher den Namen „Vorwärts“ trug. Dieser betätigte sich offen im sozialdemokratischen Sinne. Schnell überstieg die Mitgliederzahl des neuen Vereins deutlich jene des ursprünglichen.